Eine reine Familienangelegenheit

Die Firma Englert ist ein Paradebeispiel für das, was man einen Familienbetrieb nennt. Bernhard Englert ist der Chef, seine Frau und seine Schwester erledigen die Büroarbeit und seine zwei Brüder sitzen als Mischmeister vor dem Computer, um die jeweils richtigen Rezepturen für den bestellten Beton einzugeben.

Ein Artikel der Main-Post

Seit 50 Jahren produziert die Firma Englert Beton – Der bis dato größte Auftrag ist fast erledigt

Die Firma Englert ist ein Paradebeispiel für das, was man einen Familienbetrieb nennt. Bernhard Englert ist der Chef, seine Frau und seine Schwester erledigen die Büroarbeit und seine zwei Brüder sitzen als Mischmeister vor dem Computer, um die jeweils richtigen Rezepturen für den bestellten Beton einzugeben. Die Zukunft ist mit Sohn Steffen, der als Prokurist in der Firma tätig ist, ebenfalls schon gesichert. Gegründet wurde die Firma vor 50 Jahren – der genaue Tag ist heute übrigens nicht bekannt – von Englerts Vater Hubert als kleines Fuhrunternehmen. 1967 hatte er wiederum von seinem Vater Alfons den kleinen 7,5- Tonner Lkw mit Anhänger übernommen, mit dem er eigentlich alles transportierte, was sich in der ländlichen Gegend so anbot: Kartoffeln, Getreide, aber auch Kohle und Milchkannen. Es war der Bauboom der zu Ende gehenden 60er Jahre, aber auch die Erkenntnis, dass das Fuhrunternehmen auf Dauer ein unsicheres Geschäft sein würde, die Hubert Englert ein Jahr später zu dem entscheidenden Schritt veranlasste. Den Bau einer Mischanlage für Beton, mit der sich Tag für Tag eine Menge von gut zehn Kubikmeter des Baumaterials herstellen ließ. Zwei Lkw-Kipper zur Auslieferung komplettierten den Grundstock des anfänglichen Ein-Mann–Betriebes. Sohn Bernhard muss etwas schmunzeln, wenn er aus der Firmenchronik erzählt. Denn heute liegt die Tageshöchstmenge bei 700 Kubikmetern. Um die herzustellen, hätte sein Vater in den Anfängen über zwei Monate gebraucht. Nun sind die 700 Kubik – im Schnitt sind es 150 bis 200 Kubikmeter – natürlich auch die Ausnahme. „Da läuft der Mischer von früh bis abends“, sagt der Chef. Etwa damals beim Bau der Autobahn A 71 oder wenn große Mengen für Betonsockel für Windräder oder Bodenflächen für Biogasanlagen gebraucht werden.

Und natürlich stand der Mischer für die riesigen Betonmengen kaum still, die beim Bau des neuen Campus des Rhön-Klinikums erforderlich waren. Der größte Auftrag der Firmengeschichte ist im Jubiläumsjahr zu großen Teilen schon erledigt. 45 000 der insgesamt 52 000 Kubikmeter sind verbaut, wie Englert erklärt. Nur noch die letzte Decke und der Hubschrauberlandeplatz fehlen. „Alleine hätten wir das natürlich nicht geschafft“, betont er. Mit von der Partie ist auch die Sälzer Firma Holcim, die früher Cemex hieß. Engpässe bei der Belieferung von Privatkunden hätte es aber trotzdem nicht gegeben. Normalerweise errichten Bauherrn bei solch immensen Mengen eine eigene Mischanlage. Weil aber der Neubau bei laufendem Krankenhausbetrieb in Angriff genommen wurde und die Maschine zu viel Lärm verursacht hätte, entschied man sich für die Lieferung. Aus dem Ein-Mann-Betrieb vor 50 Jahren ist ein florierendes Unternehmen mit 27 Mitarbeitern geworden und einem Fuhrpark der sich sehen lassen kann: 13 Betonmischer, zwei Betonpumpen, zwei Radlader, zwei Radbagger, drei Kettenbagger, zwei Sattelzüge, ein Zementzug, ein Kran-Lkw und ein Walzenzug stehen auf dem Hof, wenn alle da sind.

Sand, Schotter, Zement, Wasser und Fließmittel sind die Zutaten für Beton. Während es vor 50 Jahren aber gerade mal zwei Sorten gab – den „normalen“ für die Fundamente und den etwas bessern für die Decken – scheint die Qualitätsvielfalt heute schier grenzenlos zu sein. Allein 30 Standardprogramme sind im Computer gespeichert, noch einmal so viele „Rezepte“ liegen zusätzlich bereit. Sogar eine Betonprüfstelle in Greßthal im Landkreis Schweinfurt gibt es. Weiter expandieren will Englert nicht, die Angebotspalette erweitern schon. Sohn Steffen (31), der eine Ausbildung zum Betontechnologen an der Bayerischen Bauakademie in Feuchtwangen absolviert hat, wendet sich der Herstellung von Sichtbeton-Mobiliar zu. Auch Betonsteine für den gewerblichen Bereich für Abgrenzungen von Grundstücken oder in Düngerlagern umfasst das Angebot. Gefeiert wird das Jubiläum übrigens am 16. September im Kreise geladener Gäste.

Auszug aus der Firmenchronik 1967 übernimmt Hubert Englert das Fuhrunternehmen von seinem Vater Alfons. 1968 erfolgt der Bau der ersten Mischanlage, mit der zehn Kubikmeter Beton am Tag hergestellt werden können. 1970 kauft er ein 5000 Quadratmeter großes Grundstück, auf dem heute die Firma steht. Als erste Mischanlage im Landkreis überwacht die Landesgewerbeanstalt bereits 1971 die Anlage. 1980 wird eine neue Mischanlage gebaut, die einen Kubikmeter pro Mischung liefert. 1992 ist die Firma 25 Jahre alt und beschäftigt 18 Mitarbeiter. Der Fuhrpark besteht aus acht Betonmischern, einer Betonpumpe und einem Radlader. Schon 1993 wird wieder eine neue Mischanlage gebaut. Die schafft doppelt so viel wie die vorherige. 1996 übernimmt Bernhard Englert die Firma von seinem Vater. 2005 erfolgt der bis dahin größte Auftrag. Die Firma liefert für den Bau der A 71 Beton für 22 Brücken und Unterfahrten. 2008 kommt eine Bauschuttannahme dazu, 2014 werden Büro und Sozialräume umgebaut. 2016 schließlich zählt die Firma 27 Mitarbeiter. Im gleichen Jahr erhält sie mit dem Lieferauftrag für den Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt den bis dato größten Auftrag der Firmengeschichte.

Autor: Michael Petzold | 05.03.2017